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Mehr Aufenthaltsqualität als Anpassung an den Klimawandel

Die Gemeinde Uzwil nimmt die Herausforderungen des Klimawandels aktiv in ihr Planen und Bauen auf: Wie geht man mit mehr Hitze um, mit Starkniederschlagsereignissen, wie erhalten wir die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Gemeinde? 

Dieses proaktive Planen passt zum Energiestadt-Slogan der Gemeinde, «Jetzt für morgen». Verantwortlich in der Verwaltung ist der Bauleiter Christoph Paly. An einer Begehung erläuterte er seinen Leitspruch anhand konkreter Plätze vor Ort: Als Gemeinde muss man gestalten, nicht verwalten. Im Dialog mit den Bauherrschaften sucht man nach guten Lösungen, gerade auch für die Aussenräume, die wichtig sind für die Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung. 

Ein Praxisbeispiel in Kooperation mit dem Kanton St. Gallen

in Kooperation mit

Der beschriebene Spaziergang fand statt im Rahmen des Programms "Anpassung an den Klimawandel" des Kantons St. Gallen für Gemeinden. 

Datenlogger für bessere Massnahmen

Die Lindenstrasse wurde in den letzten Jahren stark entwickelt und nimmt inzwischen eine Zentrumsfunktion ein. Die letzte Ortsplanungsrevision hat die Weichen gestellt, damit sich Zentrumsnutzungen entlang der Lindenstrasse ansiedeln können. Beispiele sind das Gemeindehaus und der Stickereiplatz, die Überbauung des Benninger-Areals und die Migros mit dem vorgelagerten Benningerplatz, der Lindenring als neuer öffentlicher Ort. Auf der Begehung, einem warmen Sommerabend, präsentiert sich der Lindenring in angenehmen Halbschatten (s. Bild zum Praxisbeispiel). Der Platz ist versickerungsfähig und bietet auch den Bäumen genügend Platz für ihre Wurzeln. Er soll ein Treffpunkt für die Gemeinde sein, wird aber auch von der Gemeinde bespielt.   An den Kandelabern sind kleine Geräte angebracht. Obwohl es Basisdaten und bald auch Klimakarten für die Gemeinden gibt, möchte Uzwil zusätzliche Klimainfos zu einzelnen Orten sammeln. Man hat eine einfache und günstige Variante gefunden, welche die nötigen Daten liefert.

Handfeste Planungen statt grossen Konzepten

Uzwil ist zu gross für Einzelprojekte, aber zu klein für ausufernde Konzepte. Deshalb setzt man auf nachhaltig angelegte Planungen. Diese basieren bspw. auch auf Begehungen oder einer Detektiv-Jagd nach Wasserflüssen. Ein Beispiel dafür ist die wassersensible Siedlungsentwicklung im Sinne der Schwammstadt-Idee.  Um das auf Uzwil herunterzubrechen, hat man Quartierbegehungen durchgeführt und ist den Wassersträngen gefolgt, um herauszufinden, wo heute Wasser entzogen wird. Uzwil hat einige stark versiegelte Flächen, v.a. an den Industriestandorten. Über eine Potenzialanalyse und Abbildungen im GEP soll eine Massnahmenplanung erarbeitet werden. Ziel ist es, wenn Strassen saniert oder geöffnet werden müssen, dass dann die Versickerungsfähigkeit erhöht wird. Wird irgendwo Tempo 30 eingeführt, werden statt klassischer Hindernisse gebaut, Rabatten und Bäume gepflanzt. Ähnlich geht die Gemeinde auch bei der Biodiversität vor.

Der «Central Park von Uzwil» und die Uze als Verkehrsader

Nur wenige Meter hinter dem Gemeindehaus liegt ein für Schweizer Verhältnisse richtiger «Park», inkl. Spielplatz und Freifläche. In einem älteren Gebäude der Gemeinde sind auch Sanitäranlagen untergebracht. Während rundherum dicht gebaut werden soll, ist der «Central Park von Uzwil» ein Rückzugsort. Wenige Meter nebendran plätschert die Uze. Sie spielt für die Entwicklung von Uzwil eine zentrale Rolle, brachte sie doch die Industrie ins heutige Zentrum. Das heutige Uzwil besteht immer noch aus sieben Dörfern, die durch Grüngürtel getrennt sind – diese sollen erhalten werden, was in der Ortsplanung abgebildet ist. Die Grüngürtel dienen als Verbindung und sollen auch für den Fuss- und Veloverkehr als Netz dienen. Die Gemeinde geht proaktiv auf Bauherren zu, um verschiedene Parteien zusammenzubringen und gute Lösungen u.a. für neue Wege zu finden. Dass Uzwil durchaus selber neue Wege geht, zeigt die Idee, die Umzäunung des Freibads in den Nicht-Bademonaten aufzuheben und so weitere Wege für den Fuss- und Veloverkehr zu öffnen. Die Gemeinde setzt sich auch dafür ein, dass die Gewässerreservezonen für als Velo- und Fusswege genutzt werden können. Man darf gespannt sein, wie das Velowegnetz in Uzwil in ein paar Jahren aussehen wird!

Zusammenarbeit mit den InvestorInnen

Entlang der Gupfenstrasse sind aktuell 12 Gebäude in Erneuerung begriffen. Die Gemeinde hat die Investorinnen und Investoren zusammengebracht und eine gemeinsame Planung erarbeitet. Ziele der Gemeinde sind bspw. eine gute Durchwegung, die Bachöffnung des Huberbach und die Gestaltung von Pärken. Dabei trägt die Gemeinde auch ihren Teil bei, indem sie bspw. den Bau der Brücken übernimmt. In einer Planungszeit von 2-3 Jahren sollen ca. 50 Pläne zusammengebracht werden müssen, aber um es mit Christoph Palys Worten zu sagen: «Es gewinnen Mensch und Natur.» Auf der Bahnhofstrasse lässt sich einmal mehr der Gestaltungswille der Gemeinde illustrieren. Die Gemeinde pflegt einen engen Kontakt zu den Investorinnen und Investoren, geht auch proaktiv auf sie zu, und bindet sie in die Umsetzung der städtischen Grundsätze mit ein. An der Bahnhofsstrasse werden u.a. eine Temporeduktion realisiert sowie Baumstrukturen und Elemente für den Fuss- und Veloverkehr eingebaut. Auf einem Grundstück hat die Gemeinde Ideen entwickelt, bevor private Planungen entstanden sind. Als Vorgabe wurde dort u.a. verankert, dass das Wasser vor Ort versickert werden muss. Wer das nicht umsetzen will, muss den Beweis erbringen, dass es nicht geht. Uzwil scheint ein attraktiver Standort zu sein, neu gebaute Wohnungen sind sofort weg. Uzwil setzt sich für grössere Wohnungen ein, der Wohnungsmix ist Gegenstand intensiver Diskussionen.

Allgemeine Informationen zum Projekt

Jahr
2023
Ort
Uzwil SG
Hilfsmittel

Diverse Ausgaben im Uzwiler Blatt (Themen u.a. abgedeckt in den Ausgaben 2023 vom 17.2., 24.2., 24.3., 12.5., 15.5., 2.6., 16.6., 18.8.)

Blog-Beitrag zu einer Begehung im Rahmen des St. Galler Programms Anpassung an den Klimawandel für Gemeinden

Artikel zur Entwicklung Bahnhofsstrasse

Hitze in Städten - Grundlage für eine klimaangepasste Siedlungsentwicklung

Massnahmen im Katalog

1.1.4 Anpassung an den Klimawandel

1.3.1 Grundeigentümerverbindliche Instrumente

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